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jessicawestermann

Der komplexe Transformationsprozess und seine Folgen für die Kapitalanlage

Von Karin Gross aus Immobilien FondsBuch 2024

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Ökologischer Imperativ, digitale Revolution in Unternehmen und Gebäuden, ein sich deutlich änderndes Nutzerverhalten, demographischer Wandel, Unsicherheiten des Finanz- und Kapitalmarkts sowie zunehmende geopolitische Spannungen sind Beispiele der vielen und komplexen Herausforderungen. Die Aufgabe ist es, Auswirkungen frühzeitig zu erkennen und zielgerichtet zu managen, um sich in diesem transformierenden Umfeld erfolgreich zu positionieren. Doch warum ist das nicht so einfach?

Komplexität der Transformationstreiber

Langfristig wirkende Megatrends wie Urbanisierung, New Work, Digitalisierung, Mobilität, Demographie, Gesundheit und Sicherheit und insbesondere Nachhaltigkeit verändern die Immobilienwirtschaft spürbar. Dieser bisher eher schleichende Prozess wurde deutlich verstärkt durch exogene Schocks, wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Der internationale wirtschaftliche Prozess und Austausch geriet ins Wanken und die Reaktion der Volkswirtschaften lässt sich u.a. an den Inflations- und Zinsentwicklungen ablesen. Zudem kommen regulatorische Treiber hinzu: Überbürokratisierung, der Ruf nach Reformationen des Bau-, Steuer- und Arbeitsrechts wird laut, um den neuen Realitäten gerecht zu werden. Die Klimaziele der EU-Kommission erzeugen mit den entsprechenden Taxonomien und Verordnungen einen erheblichen Druck auf Neubauten und v.a. große Bestände. Neben ökologischen und sozialen Komponenten ist hier die wirtschaftliche Machbarkeit gefordert.


Nachhaltigkeit und ökologische Transformation wird zum zentralen ökonomischen Argument

Und last but not least hat die digitale Transformation einen erheblichen Impact: Smart Enterprise – Smart Building – Smart City. Innovative Technologien verändern Immobilienkonzepte, verändertes Nutzerverhalten stellt neue Anforderungen (New Work, Future of Retail, New Living). Auch KI wird sich in Prozessen zunehmend wiederfinden, mit all den Chancen und Risiken, die damit verbunden sind.

Diese Transformationstreiber setzen sich nicht nur sehr heterogen zusammen, sondern wirken in ihrem Impact zeitlich überlappend und gegenseitig verstärkend (Transformationsspirale):

Abbildung: Transformationsspirale (Prof. Dr. Kerstin Hennig)

Die Zeitenwende ist eingeleitet. Zunächst folgen Verunsicherung, Zurückhaltung und Konzentration auf die Bestände

Bedingt durch die enge Verflechtung mit der Immobilienwirtschaft sind die Folgen dieses multidimensionalen Wandels verbunden mit dem unerwartet schnellen und enormen Zinsanstieg für die Kapitalanlage Immobilien unmittelbar spürbar und fordern von allen Beteiligten erheblichen Mehraufwand:

  • Die Nachfrage nach Immobilien kommt beinahe zum Erliegen
  • Immobilienwerte brechen ein, deutliche Wertkorrekturen zehren in den Finanzierungsstrukturen das Eigen- und Mezzaninekapital auf; langjährig aufgebaute stille Reserven schmelzen ab, die Risiken stiller Lasten und Abschreibungserfordernissen steigen
  • Refinanzierungen führen zu negativen Leverage-Effekten und schmälern Renditen
  • Das Risiko von Eigenkapitalnachschüssen steigt durch drohende Covenant Breaches und negative Leverage-Effekte
  • Renditen sinken, inflationsbedingte Indexanpassungen fangen nur einen Teil der Verluste auf, Ausschüttungsplanungen müssen überarbeitet werden
  • Businesspläne und Budgetplanungen sind zu adjustieren
  • Projektentwicklungen können teilweise nur noch mit Verlusten realisiert werden; Projektentwickler melden verstärkt Insolvenz an, Restrukturierungen sind mit erheblichem Mehraufwand verbunden
  • Deutlich erhöhte CapEx-Ausgaben für energetische Sanierungsmaßnahmen in den Beständen
  • Transformation der Arbeits- und Lebenswelten verbunden mit einem erkennbaren „Flight-to-Quality“ bedroht vor allem ältere Objekte und periphere Lagen mit strukturellem Leerstand.

Willkommen in der VUCA-World

Das Management ist mehr denn je gefordert, Wertstabilität zu erzielen, Ausfallrisiken zu minimieren und die Bestände über den ESG-Pfad zu führen. Dazu benötigen Portfolios ebenso wie Einzelobjekte und Projektentwicklungsmaßnahmen Um- und Restrukturierung und ein deutlich erhöhtes Maß an technischem und kaufmännischem Assetmanagement. All diese Aufgaben führen zu einem erheblichen Mehraufwand bei eher unveränderten Ressourcen.

Es sind daher differenzierte Ansätze erforderlich, um die komplexen Bedürfnisse und Herausforderungen zu verstehen und darauf zu reagieren. Als erfolgskritische Rolle ist der „Return on Experience“ gefragt, um im engen Schulterschluss mit den Entscheidungsträgern und Beteiligten frühzeitig kluge Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Datentransparenz über den Gesamtbestand ist dabei wichtige Entscheidungsgrundlage

Nur eine mandatsübergreifende Analyse des Gesamtportfolios ermöglicht die Identifikation, Quantifizierung und Dokumentation von potenziellen Risiken und Potenzialen, ermöglicht professionelles Portfoliomanagement und die Umsetzung gezielt formulierter Strategien.

Die Zeit des „ideal-surrealen“ Wirtschaftens ist vorbei. Wandel annehmen – Resilienz erhöhen

Karin Groß MRICS
Geschäftsführende Gesellschafterin
Blacklake GmbH

Aus dem Maschinenraum der Insolvenz-Verhüter

Donnerstag, 28. September 2023

Von Monika Leykam (mailto:leykam@iz.de) aus Ausgabe IZ 39-40/2023
(https://www.iz.de/service/epaper/2023-09-28/immobilienzeitung)

Aus dem Maschinenraum der Insolvenz-Verhüter

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Johannes Conradi (links) und Hans Volkert Volckens. (/news/media/41/Johannes-Conradi-links-und-Hans-Volkert-Volckens.–404894.jpeg)

„Die Zeiten werden schwieriger“, erklärten der Immobilienanwalt Johannes Conradi und
der KPMG-Manager Hans Volkert Volckens, als sie vor einem Jahr zusammen mit fünf
weiteren Immobilienexperten die Strategie- und Krisenberatung Blacklake Partners
gründeten. Kunden haben sie heute mehr als genug. Denn immer noch reagieren die
Unternehmenslenker auf Krisen oft zu spät und geraten dadurch umso stärker unter
Druck. „Selbst aktiv werden und gemeinsam Werte erhalten“ lautet die Lösung.

Immobilien Zeitung: Einige Dutzend Immobilienfirmen sind insolvent, der Rest macht
weiter. Haben wir das Schlimmste hinter uns?
Johannes Conradi: Nein. Wir müssen befürchten, dass sich der Trend in den nächsten ein
bis zwei Jahren fortsetzt. Denn der Auslöser der Insolvenzen ist ja nicht ein einmaliges,
befristetes Ereignis, sondern ein umfassend verändertes Umfeld, das erst einmal bestehen
bleiben wird. Anders gesagt: Bei produzierenden Unternehmen ist es der eine wichtigeKunde, der abspringt, oder die eine abgebrannte Lagerhalle, die eine Firma insolvenzreif
machen können. Hier im Immobilienmarkt haben sich durch die rapide Zinswende Anfang
bis Mitte 2022 die kompletten Parameter gedreht.

„Gläubiger übernehmen immer häufiger das Ruder“

IZ: Woran erkennt der Außenstehende, dass es bei einem Unternehmen schon brennt?
Conradi: Ein typisches Indiz ist die Installation eines Chief Restructuring Officer (CRO) im
Management. Der CRO ist für die Stabilisierung und Restrukturierung des Unternehmens
verantwortlich. Er erhält bestimmte Kompetenzen, die bis zum Vetorecht bei bestimmten
oder sogar allen Vorstandsentscheidungen reichen. Daran ist erkennbar, dass das
Unternehmen eine Stillhaltevereinbarung mit den Gläubigern abgeschlossen hat, was
meistens eine Streckung, einen Aufschub der Rückzahlung von Verbindlichkeiten bei
höheren Zinsen bedeutet. Über solche Themen sprechen wir derzeit mit sehr vielen Banken.
Hans Volkert Volckens: Hinter den Kulissen verhandeln viele Firmen bereits recht
intensiv mit ihren Gläubigern. Mezzaninefinanzierer realisieren, dass ihr Kapital weit
aufgezehrt ist, die Banken haben keine Geduld mehr und drohen, Kredite fällig zu stellen.
Eine Insolvenz provozieren möchten sie damit meistens aber nicht, vielmehr wollen sie
sicherstellen, dass sie es sind, die darüber entscheiden, wann und wie die finanzierten Assets
verwertet werden. In der aktuellen Marktsituation kann ein schneller Verkauf mehr Schaden
anrichten, als er dem Gläubiger nutzt. In manchen Firmen wird daher im Namen der
Finanzgläubiger der CRO wie eine Art Zwangsverwalter installiert. Wir erleben es aktuell
immer häufiger, dass sich die Finanzgläubiger zusammentun und das Ruder übernehmen.
Damit kann in der Regel eine Insolvenz vermieden werden. Diese Entwicklung steht aber erst
am Anfang.
IZ: Und wenn die Gespräche scheitern?
Conradi: Dann muss die Unternehmensleitung einen Schuldenschnitt oder eine sonstige
Restrukturierung verhandeln – oder eben Insolvenz anmelden.
Volckens: Häufig steuerte das Management erst zu spät um, sodass dann nur noch der Weg
der Insolvenz blieb.
IZ: Warum wird denn zu spät umgesteuert?
Conradi: Zweckoptimismus, Bräsigkeit, Nicht-Wahrhaben-Wollen? Ich denke, das ist auch
eine Frage des Mindsets. Wenn jemand erst vor zehn oder zwölf Jahren ins
Immobiliengeschäft eingestiegen ist, hat er ja nie eine Krise erlebt. Wie auf einer Rolltreppe
ging alles immer nur nach oben. Man musste nur einsteigen. Jedes Jahr gab es
Wertsteigerungen, teilweise um bis zu 30%. Der Immobilienmarkt verläuft aber zyklisch.
Und dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Immobilienpreisen und
Kapitalmarktzinsen gibt, der bei einer Änderung des Zinsumfelds schmerzhafte
Konsequenzen haben würde, wurde vielleicht leichtfertig oder sogar bewusst ignoriert.
Volckens: Ich stimme da zu. Seit dem Jahr 2010 musste im Prinzip kein
Immobilienmanager mehr seine Kernkompetenzen als Krisenmanager beweisen. Allerdings
sehe ich keinen direkten Zusammenhang zwischen Firmenalter und Insolvenzgefährdung.
Der Unterschied liegt eher darin, wie rechtzeitig sich das Management der Erkenntnis stellt,
dass die Dinge anders werden müssen.

„Manager haben Angst, sich angreifbar zu machen“

IZ: Es geht also um Psychologie?
Volckens: Diesen Faktor sollte man nie unterschätzen. Viele Manager tun sich meiner
Erfahrung nach extrem schwer damit, Entscheidungen, die sie gestern getroffen haben,
heute zu revidieren. Sie fürchten, sich damit angreifbar zu machen, und ducken sich deshalb
lieber weg, verdrängen das Problem. Dabei zeigen die Erfahrungen, dass ernste Fehler nicht
vor Beginn der Krise, sondern meistens erst im Umgang mit ihr gemacht werden.
Conradi: Das klassische Problem des „eskalierenden Commitments“. Aber es kommt noch
etwas hinzu: Gute Kaufleute müssen immer auch etwas optimistischer sein als der Rest der
Welt. Denn es braucht eine Prise Optimismus, um das unternehmerische Wagnis
einzugehen. Und ja – das Wahrhaben der Realität kann unangenehm sein. Krisengespräche
mit Banken sind kein Vergnügen. Es wird nur noch unangenehmer, wenn man ihnen aus
dem Weg geht.
IZ: Sie beide haben schon mehrere Immobilienzyklen mit Firmenpleiten erlebt, was macht
den aktuellen Zyklus besonders?
Volckens: In der Vergangenheit konnte man bei Unternehmen, die in Schwierigkeiten
gerieten, über eine längere Zeit hinweg eine krisenhafte Zuspitzung der Lage beobachten. Es
ging sozusagen Schritt für Schritt bergab. Diesmal überrascht mich, wie Insolvenzen quasi
aus heiterem Himmel verkündet werden. Möglicherweise hat die Führung in diesem Fällen
zu lange auf bessere Zeiten gehofft, bis die Firma dann insolvenzreif war.
IZ: Sprechen wir von Managementversagen?
Volckens: Manchmal ist es in der Tat nicht das Geschäftsmodell, das Firmen in die
Insolvenz treibt, sondern dass die Risiken, die mit dem Geschäftsmodell verbunden sind, zu
lange Zeit nicht ausreichend berücksichtigt, adressiert und kommuniziert wurden – nach
innen im Unternehmen und nach außen in den Markt. In der Insolvenz kann es für das
Management zum Problem werden, wenn es sich vorher nicht ausreichend mit der
Risikotragfähigkeit des Unternehmens beschäftigt hat. Der Insolvenzverwalter prüft
nämlich, ob die Verantwortlichen dazu in Haftung genommen werden können. Umso
wichtiger ist es, dass sich Manager jetzt fragen: Wo könnte mein Boot Leck schlagen, welche
Möglichkeiten bleiben mir, die Leckage zu vermeiden, und wie viel Zeit habe ich dafür noch?
Ganz wichtig ist es, die Antworten auf diese Fragen auch sauber zu dokumentieren, denn
darauf kommt es später an.
Conradi: Vorstände und Geschäftsführer haben eine klare Verpflichtung, fortlaufend über
Entwicklungen zu wachen, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden können.
Erkennen sie solche Entwicklungen, müssen sie rasch geeignete Gegenmaßnahmen einleiten
und dem Aufsichtsrat unverzüglich Bericht erstatten. Wer das nicht tut, riskiert die
persönliche Haftung.
IZ: Welche Faktoren wirken sich besonders insolvenzgefährdend aus?
Volckens: Eine spannende Frage. Im momentanen Umfeld steigen überall die Risiken stark
an, sodass viele Geschäftsmodelle an ihre Grenzen stoßen. In solchen Zeiten zählt es zu den
wichtigsten Leistungen des Managements, zu hinterfragen, ob ihr Betrieb noch ausreichend
resilient ist. Viele Firmen tun das noch nicht. Und diese sind es häufig dann auch, die in
existenzielle Krisen geraten.
IZ: Wenn Immobilienfirmen Gebäude und Grundstücke besitzen – das sind sehr handfeste,
theoretisch wertstabile Assets im Vergleich zu manch anderen Industrien, die vergänglichere
Güter oder Dienstleistungen anbieten. Kann das einen Vorteil bringen?
Volckens: Meiner Meinung nach sind Immobilienfirmen sogar schwerer zu restrukturieren
als Unternehmen anderer Branchen. Denn mit dem Grundstückskauf und dessen
Finanzierung werden alle künftigen Probleme quasi ab Tag eins eingeloggt. Danach hat das
Management keine Möglichkeit, kurzfristige finanzielle Entlastungseffekte, etwa durch einen
massiven Personalabbau, zu erzeugen. In der momentanen schwierigen Marktphase wäre es
für den Werterhalt des Firmenvermögens auch nicht förderlich, wenn im Zuge von
Insolvenzen massenhaft Immobilien verkauft würden. Einen Vorteil haben
Immobilienfirmen aber letztlich doch: Die Zahl der Gläubiger ist in der Regel überschaubar,
anders als im produzierenden Gewerbe, wo Sie es mit einer Vielzahl von Lieferanten und
Kunden zu tun haben. Im Immobiliengeschäft sind die Hauptgläubiger Finanzierer, die sich
vergleichsweise einfach organisieren lassen. Dies gilt selbst für Anleihegläubiger, die über
einen gemeinsamen Vertreter organisiert werden können.
Conradi: Es ist wesentlich sinnvoller, wenn das Management nicht darauf wartet, dass sich
seine Gläubiger organisieren, sondern frühzeitig selbst aktiv auf die Finanzierer zugeht und
über seine Probleme spricht. Den Kopf in den Sand zu stecken wäre das Dümmste, was man
tun kann. Das Management sollte stattdessen gute Sanierungsvorschläge entwickeln und die
Gläubiger darauf hinweisen, dass für sie nur sehr wenig übrigbleiben wird, wenn jetzt im
Rahmen einer Insolvenz alles verkauft werden müsste.
IZ: Verhalten sich denn alle Finanzgläubiger ähnlich oder gibt es Unterschiede?
Volckens: Meiner Beobachtung nach verhalten sich viele professionelle, internationale
Kapitalsammelstellen und Investoren wesentlich proaktiver als manche deutsche
institutionelle Investoren – obwohl alle Gruppen vom Problem gleichermaßen betroffen
sind. Ich wundere mich über die große Ruhe unter einigen deutschen Institutionellen, die
gerade in der Phase der Null- und Minuszinsen viele – heute kritische –
Immobilienfinanzierungen ausgereicht haben. An ihnen können sich die Manager von
Immobilienfirmen leider ein Beispiel nehmen, wie man es nicht machen sollte.
IZ: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Monika Leykam.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Warum immer der richtige Zeitpunkt für gute Beratung ist

Interview mit Karin Groß

Karin Groß ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Blacklake Management Partner. Sie blickt auf rund 30 Jahre Erfahrung in der Immobilien- und Finanzwirtschaft zurück. Ihre Schwerpunkte lagen dabei auf internationalen Transaktionen und Projektentwicklungen sowie dem Asset-, Portfolio- und Fondsmanagement.

Bei Blacklake steht sie für Fragen und Aufgaben rund um die „Kapitalanlage Immobilien“ zur Verfügung und berät v.a. institutionelle Investoren und Assetmanager. Mit uns sprach sie über Portfolio-Strategien professioneller Anleger, die Strukturierung und Steuerung von Immobilieninvestments sowie Transaktionen und Repositionierungen.

„Liebe Frau Groß, der Markt steht nach erfolgreichen Jahren aktuell vor diversen Herausforderungen – sei es das veränderte Zinsumfeld, sich immer weiter verschärfende Regularien oder der Fachkräftemangel. Wächst dadurch der Beratungsbedarf für Investoren?“

„Die aktuelle Krisensituation, die von diversen Faktoren beeinflusst wird, ist nicht ganz unvorhergesehen aufgekommen. Vielmehr sind die Anforderungen in vielerlei Hinsicht bereits seit einigen Jahren deutlich gestiegen – nun kommen die aktuellen Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine und das veränderte Zinsumfeld hinzu. Mieten und Preise kannten in der zurückliegenden Marktphase nur eine Richtung: „Bergauf“. Das hat sich zunächst sehr positiv auf die Portfolios ausgewirkt. In dieser Phase stellte sich aber bereits die Frage, welche Auswirkungen eine mögliche Zykluswende auf deren Sicherheit und Stabilität haben werde. Zudem stiegen regulatorische Anforderungen, denken wir an die ESG-Vorgaben der EU-Kommission wie Taxonomie- und Offenlegungsverordnung. Außerdem sehen wir allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen, die von übergreifenden Faktoren wie zum Beispiel der Digitalisierung, dem demografischen Wandel, der Urbanisierung und dem technologischen Fortschritt stark beeinflusst werden. Vor dem Hintergrund dieser komplexen Rahmenbedingungen und vielschichtigen Herausforderungen steigen die Aufgaben und wächst der Beratungsbedarf.“

Blacklake Management Partner wurde in der Krise geboren. Haben Sie auf den richtigen Zeitpunkt gewartet?“

„Nein, die Gründung von Blacklake Management Partner und meine Entscheidung als Partner einzusteigen hatte nichts mit der Krisensituation zu tun. Ich bin der Meinung, dass eine komplementär aufgestellte Beratungsboutique immer Berechtigung hat – auch in guten Zeiten. In prosperierenden Marktphasen gibt es Aufgabenstellungen, an denen es zu arbeiten gilt, auch wenn es dabei weniger um Restrukturierung als vielmehr um strategische Fragen, Auf- und Ausbau sowie die Optimierung von Organisationstrukturen und Immobilienanlagen geht.
Die langjährigen Erfahrungen und unterschiedlichen Kompetenzen der Partnerinnen und Partner bieten Entscheidungsträgern bei vielfältigen Aufgabenstellungen fundierte und professionelle Begleitung – in jeder Marktphase.“

Lassen Sie uns auf das spezielle Aufgabengebiet schauen, in dem Sie aktiv sind. Sie sind Expertin für das institutionelle Umfeld – das ist Ihre berufliche Heimat. Inwiefern hat sich das Investitionsverhalten der professionellen Investoren durch die aktuellen Herausforderungen verändert?“

„Die letzten Jahre waren von der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken geprägt. In dieser Phase wurde es für institutionelle Anleger zunehmend schwieriger, erforderliche und adäquate Renditen in den unterschiedlichen Assetklassen ihrer Kapitalanlage zu erzielen. Immobilieninvestments boten im Vergleich zu etwa der klassischen zehnjährigen Bundesanleihe einen Rendite-„Mehrwert“ von 300-400 Basispunkten und wurden damit verstärkt nachgefragt. In diesen Markt ist dann viel Geld geflossen, was die Immobilienpreise deutlich nach oben getrieben hat. Als Core-Produkte, die die bevorzugte Assetklasse institutioneller Investoren sind, bei einer CapRate von 3 Prozent angekommen waren, erweiterten Anleger ihren Fokus. Neue Nutzungssegmente und erweiterte Risiko-Rendite-Strukturen bis hin zu Projektentwicklungen standen auf der Einkaufsliste.

Dazu ein kleiner Exkurs: Institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versorgungswerke unterliegen engen gesetzlichen Regelungen, unter anderem dem Versicherungsaufsichtsgesetz und der Anlageverordnung. Anlagen müssen entsprechend diversifiziert sein und gewisse Quoten erfüllen beziehungsweise Quotengrenzen einhalten. Bei Immobilien liegt diese zum Beispiel bei maximal 25 Prozent des gesamten Sicherungsvermögens, Öffnungsklauseln sind teilweise möglich. In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass die Immobilienquoten der Häuser deutlich ausgebaut und teilweise ausgereizt wurden.

Mit Einleitung der Zinswende und dem damit verbundenen, deutlichen Zinsanstieg endete die Investitions-Ralley. Wir müssen damit rechnen, dass Immobilienwerte korrigiert werden. Positive Leverage-Effekte werden bei Refinanzierungen zukünftig nicht immer erzielt werden können. Nachschusspflichten können erforderlich werden, wenn zulässige Finanzierungsquoten überschritten sind. Das sind Themen, mit denen sich die Marktteilnehmer nun beschäftigen werden. Portfolio- und Risikomanagementaufgaben stehen auf der Agenda der institutionellen Anleger und Assetmanager. Zudem müssen sich alle den neuen ESG-Reportinganforderungen stellen.“

Core-Produkte sind schon seit geraumer Zeit und aufgrund der Entwicklungen immer mehr zu Mangelware geworden – wie hat der Markt darauf reagiert?“

„Das Damoklesschwert der Zinsänderung hat sich schon länger über uns bewegt. Dennoch war die Nachfrage nach Core-Produkten enorm hoch. Wie bereits erwähnt, waren die Preise in dem Segment zuletzt stark ausgereizt und nicht zuletzt durch strukturierte Bieterverfahren überreizt worden. Damit wurden dann die sogenannten „Spezialimmobilien“ immer interessanter. Dazu zählten vor zehn Jahren noch Logistikimmobilien, Versorgungs- und Fachmarktzentren – Produkte, die sich heutzutage in nahezu jedem Immobilienportfolio befinden. Gerade die Pandemie hat uns gezeigt, wie krisensicher diese Investments sind. Gleichzeitig musste das Risikoverhalten angepasst werden, um die Renditeerwartungen zu erfüllen. Ein Beispiel dafür sind Projektentwicklungen beziehungsweise Forward Deals. Hier zeigten institutionelle Investoren eine wachsende Risikobereitschaft.“

Haben Sie das Gefühl, dass die Sicherheitsaffinität wieder zunimmt?“

„Der Transaktionsmarkt ist stark eingebrochen und liegt teilweise brach. Die Unsicherheit nicht nur hinsichtlich zu erwartender Wertkorrekturen und deren Folgen scheint groß. Die globalen, geopolitischen Entwicklungen tragen ebenso wie die Sorge der Folgen der zu erwartenden Rezession dazu bei. Vor diesem Hintergrund stehen Sicherheit und Stabilität sicherlich an oberster Stelle.

So stellt sich derzeit vielmehr die Frage, wie Portfolios optimiert und teilweise umstrukturiert werden können. Hier sehe ich wesentliche Aufgaben auf das Portfoliomanagement und die Portfolioanalysen sowie auf das Risikomanagement zukommen, mit denen sich Anleger und Assetmanager beschäftigen müssen. Auch wird ein noch aktiveres Assetmanagement gefordert sein, um Immobilienwerte zu heben und zu stabilisieren. Welche Maßnahmen sind erforderlich, damit Objekte den zukünftigen ESG-Anforderungen gerecht werden und nicht als „Stranded Assets“ gelten? Portfolios für die Zukunft zu rüsten und aufzustellen – das wird eine der Hauptaufgaben sein.“

Wir danken Ihnen für diesen interessanten Einblick.“

Über Blacklake

Blacklake Management Partner ist ein Team erfahrener Führungskräfte der Immobilienwirtschaft, das zum 1. Oktober 2022 seine Arbeit aufnimmt. Mit den sich ergänzenden Kompetenzen unterstützt das Beratungsunternehmen bei komplexen Entscheidungsprozessen sowie deren Umsetzung.

Die Immobilienwirtschaft befindet sich aus Sicht von Blacklake Management Partner in einem Zeitalter des starken Wandels in dem Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung immer wieder aus Neue versöhnt werden müssen. Blacklake Management Partner wurde gegründet, um mit der Erfahrung und dem Netzwerk des Teams Unternehmen in und durch diese Zeit des Umbruchs zu begleiten und gemeinsam die immobilienwirtschaftliche Zukunft zu gestalten.

Ganz nach dem Motto: “Providing Experience for Managing Complexities”.

Presse Kontakt

Felix Georg Rösner
Strategiekollegen GmbH

Mail: felix@strategiekollegen.de
Mobil: +49 160 921 851 98

Social Impact Investing als Zukunftsstrategie?

Der Anspruch nach ESG-konformen nachhaltigen Immobilieninvestitionen ist fester Bestandteil einer jeden Prüfung geworden. Ökologisch wertvolles Handeln und gute Governance sind nur eine Voraussetzung. Neben der klassischen Rendite- und Risikobetrachtung, sowie ökologischer Aspekte formt sich zunehmend der Anspruch, auch soziale und gesellschaftliche Wirkungen in die Entscheidung einer Immobilieninvestition einzubeziehen. Nicht erst mit der Covid-19-Pandemie stellt sich zunehmend die Frage: Wie wollen und werden wir zukünftig leben und arbeiten?

Alle Akteure der Immobilienwirtschaft sind gefordert, sich in einer Welt des Umbruchs mehr denn je ihrer Verantwortung für Menschen und Umwelt zu stellen. Der soziale Aspekt und die Wirkung von Projekten auf die Gesellschaft darf nicht unberücksichtigt bleiben. Aber es stellt sich berechtigter Weise z.B. die Frage: Muss ein Institutioneller Investor, der treuhänderisch für seine Mitglieder und deren Rentenansprüche verantwortlich ist, auf Rendite verzichten, um seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden zu können?

Sehr eindrucksvoll wurden diese Fragen im Rahmen wissenschaftlicher Studien der EBS/REMI und der TU Darmstadt – vom Institut für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft (ICG) beauftragt – behandelt. Vorgestellt wurden die Zwischenergebnisse der Studie im Rahmen des ICG Corporate Responsibility Day in Berlin am 1.12.22.

Hier wurde erstmals der „Real Estate Social Impact Investing Award” verliehen. Herzlichen Glückwunsch den Gewinnerinnen und Gewinnern!

Komplexe Untersuchungen und Auswertungen sind im Rahmen der Studien weiter in Bearbeitung. Wir sind sehr auf die nächsten Ergebnisse gespannt.

Der Mehrwert eines Social Impact Investments ist heute noch nicht eindeutig quantitativ messbar. Wir müssen aber davon ausgehen, dass dieser Aspekt bei Investitionen zunehmend an Bedeutung gewinnen und nachgefragt wird – was sich langfristig dann wiederum in der Attraktivität und einem Wertbeitrag messen lassen wird.

Eine wichtige Zukunftsstrategie scheint sich zu etablieren, wirkungsorientierte Ansätze in die Geschäftsmodelle zu implementieren, um dem Anspruch nachhaltiger Investitionen zukünftig gerecht werden zu können. 

Impressionen

Über Blacklake

Blacklake Management Partner ist ein Team erfahrener Führungskräfte der Immobilienwirtschaft, das zum 1. Oktober 2022 seine Arbeit aufnimmt. Mit den sich ergänzenden Kompetenzen unterstützt das Beratungsunternehmen bei komplexen Entscheidungsprozessen sowie deren Umsetzung.

Die Immobilienwirtschaft befindet sich aus Sicht von Blacklake Management Partner in einem Zeitalter des starken Wandels in dem Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung immer wieder aus Neue versöhnt werden müssen. Blacklake Management Partner wurde gegründet, um mit der Erfahrung und dem Netzwerk des Teams Unternehmen in und durch diese Zeit des Umbruchs zu begleiten und gemeinsam die immobilienwirtschaftliche Zukunft zu gestalten.

Ganz nach dem Motto: “Providing Experience for Managing Complexities”.

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Felix Georg Rösner
Strategiekollegen GmbH

Mail: felix@strategiekollegen.de
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